Die bisher auf unserer Achse vorgestellten Künste haben eines gemeinsam: Sobald die Werke geschaffen sind, können sie unmittelbar betrachtet, gelesen oder anderweitig „genossen“ werden. Bei der Musik ist das in der Regel anders: Musik braucht Interpreten, und so gibt es zwei Arten von Künstlerinnen und Künstlern in der Musik: Die Komponisten und diejenigen, die die Musik zum Klingen bringen: Instrumentalmusiker, Sänger und Dirigenten.

Bernhard Krol war Komponist. Er hat bis zu seinem Tod 2013 in Kemnat gelebt, hat viele Werke für die Kirchenmusik geschrieben und hat sich auch um die Nachwuchsförderung der Musikschule Ostfildern verdient gemacht. Da er selbst auch Hornist war, hat er einige Werke für Bläserbesetzung komponiert.

Bernhard Krol und Lilian Heere anlässlich der Uraufführung seiner Komposition "La Benevolenza" für Violine und Klavier
Bernhard Krol und Lilian Heere anlässlich der Uraufführung seiner Komposition "La Benevolenza" für Violine und Klavier

Geistliche und weltliche Musik für Blechblasinstrumente: Das ist auch die große Stärke des traditionsreichen Posaunenchores Kemnat.

Der Posaunenchor begleitet etwa ein Dutzend Mal im Jahr die Gemeinde bei Chorälen und Liedern, und er spielt während der Gottesdienste auch Vor-, Zwischen- und Nachspiele, die ohne Gemeindegesang dargeboten werden. Diese Werke decken eine Vielzahl von Epochen und Stilrichtungen ab und zeigen die klangliche Vielfalt der Blechblasinstrumente. Aber auch zu eigenen Konzerten, zur Kirbe, zu Geburtstagsständchen oder Gedenkfeiern kann man den Chor immer wieder hören.
Da kommen dann auch solche Highlights zur Aufführung wie die Filmmusik zu “Spiel mir das Lied vom Tod” und andere eigens für den Chor von Max Bentz – Chorleiter seit 2018 – arrangierte Werke. Seit 1929 gibt es den Posaunenchor, und noch immer probt er jeden Donnerstagabend im Gemeindehaus.

Der Posaunenchor auf der Treppe zur Bartholomäuskirche
Der Posaunenchor auf der Treppe zur Bartholomäuskirche

Auf eine noch längere Geschichte kann die Sängervereinigung Liederkranz Kemnat mit ihrem modernen Ableger “Singvolution” zurückblicken. Der Sängerchor ist der älteste Verein Ostfilderns: Er wurde nämlich bereits um ca. 1840 gegründet. Damals hatte jeder Ort einen Gesangsverein. Und an der wechselvollen Geschichte von Liederkranz und Singvolution kann man ablesen, dass es zeitweise sogar zwei konkurrierende Chöre in Kemnat gab. Konkurrenz gibt es aber heute keine mehr. Liederkranz und Singvolution unterscheiden sich vor allem durch ihre Repertoires: Während der Liederkranz deutschsprachige Arrangements aller Genres singt, versucht sich Singvolution an englischsprachigen Stücken und hat damit viel Erfolg. Sowohl beim Publikum als auch bei den Chormitgliedern selbst rufen Pop-, Gospel- und Musical-Songs wie Skyfall (von Adele Adkins und Paul Epworth) oder Rhythm of Life (von Cy Coleman und Dorothy Fields, arrangiert von John Leavitt) immer wieder Begeisterung hervor. Gerne führt der Chor seine Lieder ohne Notenblatt, aber dafür mit Choreographie auf. Den Enthusiasmus der Sängerinnen und Sänger haben auch die Passagiere eines Fluges nach Riga anlässlich der World Choir Games 2014 zu spüren bekommen, die unterwegs in den Genuss von “You’ve got a friend” kamen und diesen mit viel Applaus bedachten.

Die Chormitglieder vor dem Hohenheimer Schloss
Die Chormitglieder vor dem Hohenheimer Schloss

Sicher gibt es in Kemnat viele, die selbst musizieren, und wahrscheinlich sind auch unter Euch Achsenspaziergängerinnen und -spaziergängern nicht wenige, die ein Instrument beherrschen. Die wenigsten bringen es aber zu so einer Perfektion wie Lilian Heere. Unter den auf der Kunst-Achse vorgestellten ist sie zwar eine der Jüngsten, hat es aber schon 2018 zu den ersten Geigen des Staatsorchesters Stuttgart gebracht und ist zudem in einer Vielzahl von Orchestern als Dozentin und Konzertmeisterin tätig. Sie hat aber auch schon früh angefangen, für diesen Erfolg zu arbeiten: Bereits mit vier Jahren hatte sie das erste Mal Geigenunterricht, und schon zehn Jahre später war sie als Mitglied des Bundesjugendorchesters mit Größen wie Simon Rattle oder Mario Venzago auf Tournee. Seither hat sie schon für diverse Orchester in Deutschland gespielt und ist auch als Solistin des Öfteren auf der Bühne gestanden.
Ihrer Leidenschaft für die Opern wie die von Puccini, Strauß und Wagner kommt es entgegen, dass Ihre Hauptarbeitgeberin, das Stuttgarter Staatsorchester, außer in der Liederhalle meistens im Orchestergraben der Stuttgarter Oper spielt. Sehr gern führt sie aber auch Kammermusik auf. Ihre Favoriten sind da Schostakovitsch und Prokofjev, deren Klangsprache nach Heeres eigenen Worten ihr sehr nahe ist, wohl weil sie schon als Kind sehr viel von der Musik der beiden gehört hat.
Neben ihren ganzen Engagements findet Heere noch Zeit, Kinder und Erwachsene von fünf bis siebzig Jahren im Geigenspiel zu unterrichten. Sie bewundert, wie sie sagt, „jeden, der seine Freizeit einem Instrument widmet – und seine Nachbarn auch”.

Vielleicht mögt Ihr ja zum Abschluss der Achse noch ein wenig auf der Bank Platz nehmen und Euch ein paar Stücke vom Posaunenchor oder Singvolution anhören? Links zu passenden Youtube-Videos findet Ihr am unteren Ende der Seite.

Lilian Heere mit ihrer Geige
Lilian Heere mit ihrer Geige

Links

Beiträge zum Ansehen und Anhören:

Links zu weiteren Informationen:

Wir bedanken uns bei Frau Astrid Okon von Singvolution, Herrn Bentz vom Posaunenchor und Frau Heere für die wertvollen Informationen, die wir hier verarbeiten durften.

Singvolution beim Probenwochenende im Musikzentrum Baden-Württemberg in Plochingen
Singvolution beim Probenwochenende im Musikzentrum Baden-Württemberg in Plochingen