Luft und Licht

Wir stehen am Vogelbrunnen von Ulrich Henn. Ulrich Henn, der von 1925 bis 2014 gelebt hat, hat in Süddeutschland und weit darüber hinaus viele vor allem sakrale Werke wie z.B. Altarkreuze und Kirchentüren, aber eben auch Brunnen geschaffen. Der Vogelbrunnen nimmt eine Sonderstellung im Werk Henns ein, denn nur wenige seiner Arbeiten zeigen keine biblischen Motive.

Manche fragen sich vielleicht, aus welchem Material die Vögel bestehen. Es gibt Zeiten, da könnte man denken, sie seien aus Stein, weil sich so viel Kalk daran ablagert. Tatsächlich ist er aber wie die meisten Werke von Ulrich Henn aus Bronzeguss. Alle paar Jahre rückt jemand an und reinigt den Brunnen, so dass man die Figuren wieder so sehen kann, wie sie geschaffen worden sind.


An diesem Punkt wollen wir außerdem noch ein Künstlerpaar vorstellen, das mit erheblich weicheren Stoffen arbeitet: mit Luft und Licht! Beide nennen sich Bildhauer, aber zu hauen gibt es in ihrem Schaffen eher wenig.

Die Plastiken von Bettina Bürkle bestehen zwar zum Teil aus Plastik oder Plexiglas, das, was wirklich geformt und bearbeitet wird, ist allerdings oft das Licht, das durch die bunten Scheiben fällt oder sich an der Oberfläche bricht. Die Plastiken von Bettina Bürkle bestehen zwar zum Teil aus Plexiglas, aber ein wichtiges Element dabei ist das Licht, das durch die bunten Scheiben fällt oder sich an der Oberfläche bricht. Diese Skulpturen sind zudem häufig noch beweglich, so dass sich die Farbe und Intensität des Lichtes je nach Stellung der einzelnen Elemente verändert.


Noch dynamischer sind oft die Objekte Ihres Partners, Klaus Illi. Da tanzen beispielsweise acht rote Handbesen um einen runden roten Teppich. Oder dutzende hölzerner Ratschen erzeugen eine Kakophonie von klappernden und ratternden Geräuschen. Als seine Hauptwerke gibt Illi aber seine Atemarbeiten an, die er mit einer Angst vor Ersticken begründet, im wörtlichen Sinn durch eine Keuchhusteninfektion in der Kindheit, aber auch im übertragenen, gesellschaftlichen Sinn.
Auch in einem langandauernden Gemeinschaftsprojekt der beiden spielt Luft eine Hauptrolle. Schon 1992 haben sie in Montauk auf Long Island mit textilen Membranen und einem großen Ventilator experimentiert. Daraus ist das Projekt “Wolkenatem – Pflanzenatem” entstanden, das diese beiden Elemente in immer neuen Abwandlungen und an immer neuen Orten zusammenbringt.


Klaus Illis Kunst entsteht nicht nur in Kemnat, sondern beschäftigt sich zum Teil auch ganz konkret mit unserer Ortsgeschichte, zum Beispiel mit dem Mord an dem Kosovaren Sadri Berisha 1992, mit dem Leben der französischen Zwangsarbeiter in Kemnat während des Dritten Reiches oder mit dem Kriegsende. Wahrscheinlich erinnern sich manche noch an seine Aktion “Weiße Flagge zeigen” zum 75sten Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus.

Wenn Ihr nachher Gelegenheit habt, in der Birkacher Straße am alten Schulhaus vorbei zu gehen, könnt Ihr mit etwas Glück einen Blick auf ein paar der Werke von Bettina Bürkle und Klaus Illi erhaschen, die dort immer mal wieder zu sehen sind, wenn sie nicht gerade auf einer Ausstellung unterwegs sind. Und es rentiert sich auch, einmal ihre Webseiten oder Ausstellungen zu besuchen, denn auf der Achse können wir nur einen kleinen Ausschnitt präsentieren. Das gilt übrigens für alle Künstler und Künstlerinnen, denen wir später noch begegnen. Seid gespannt!


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