Das Elfmühlental

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Vier Bäche rahmen Kemnat ein
Vier Bäche rahmen Kemnat ein
Elf Mühlenstandorte - aktuell und ehemalig - an der Körsch
Elf Mühlenstandorte - aktuell und ehemalig - an der Körsch
Stellenweise ist die Körsch auch heute noch zwischen großen Steinblöcken eingemauert.
Stellenweise ist die Körsch auch heute noch zwischen großen Steinblöcken eingemauert.
Kein Trinkwasser, genügt aber immerhin strengen Grenzwerten: gereinigtes Abwasser beim Abfluss aus der Kläranlage
Kein Trinkwasser, genügt aber immerhin strengen Grenzwerten: gereinigtes Abwasser beim Abfluss aus der Kläranlage
Die Körsch-Insel (links)
Die Körsch-Insel (links)
Moorfrosch
Moorfrosch

Auf die Frage “An welchem Gewässer liegt Kemnat?” würden die meisten wahrscheinlich mit “An der Körsch” antworten. Das ist zwar richtig, aber es gibt noch mindestens drei weitere richtige Antworten, nämlich “Am Ramsbach”, “Am Klingenbach” und “Am Auener Bach bzw. Auchtbach”. Denn Kemnat wird in allen vier Himmelsrichtungen von Bächen eingerahmt, was dem Ort auch seine markante Lage verschafft hat.

Wasserkraft

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Wasserbewohner

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Die drei anderen Bäche fließen sogar auf längeren Strecken an Kemnat entlang als die Körsch. Insgesamt ist die Körsch knapp 27 km lang, acht davon sind in Privatbesitz, aber nur etwa zwei Kilometer gehören zu Kemnat. Die Körsch hat natürlich wegen der Durchflussmenge, die erheblich größer ist als die der drei anderen Bäche, die größte Bedeutung für Kemnat erlangt. Ohne die Körsch gäbe es die Mühlen nicht und dann würde es auch Kemnat aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben. Zwar fließen durch die Körsch bei normalem Wetter nur wenige Kubikmeter pro Sekunde (im Vergleich: beim Amazonas sind es 200.000!) aber das genügte ihr, um mehr Mühlen anzutreiben, als der Reichenbach im Siebenmühlental.

Folgen wir dem Verlauf der Körsch, kommen wir an elf Mühlen bzw. ehemaligen Mühlenstandorten vorbei, von denen fünf zu Ostfildern und zwei zu Kemnat gehören.
Das Wasser hatte früher diesen großen Einfluss auf die Entwicklung der Dörfer, weil es ein so bedeutender Energielieferant war. Damit war es der Treiber der frühen Industrie. Mit zunehmender Bedeutung anderer Energiequellen hat sich das Gewerbe verlagert. Trotzdem hat es noch einige Zeit gedauert, bis das Wasser wieder der Natur zurückgegeben wurde.


Eine Gänsesägermutter mit ihren Küken

Zurück zur Natur

Zwei bedeutende Eingriffe des Menschen kann man an der Körsch heute noch sehen – und riechen: Erstens wurde der Fluss teilweise richtiggehend eingemauert. Große Steinblöcke haben verhindert, dass das Wasser sich durch die angrenzenden Felder und Wiesen schlängelt. Ohne solche Mauern findet der Fluss mal hier und mal dort seinen Weg, was einer konsequenten Bewirtschaftung natürlich lästig ist. Zweitens wurden schon immer Abwässer in die Gewässer geleitet, und zwar je mehr Menschen sich drum herum angesiedelt haben, um so mehr. Freilich hat man diese Abwässer vor der Einleitung im Lauf der Zeit immer besser gereinigt. Aus dem Klärwerk Plieningen, das auf Kemnater Grund steht, kommt keine stinkende Brühe mehr, aber wenn man am Ablauf aus dem Klärwerk steht, kann man doch noch riechen, dass es sich nicht um normales Trinkwasser handelt. Auch das Klärwerk Möhringen entwässert in die Körsch. Deswegen war und ist die Wasserqualität der Körsch lange nicht die eines natürlichen Gewässers. Tatsächlich besteht an trockenen Tagen die ganze Körsch in ihrem Oberlauf vor allem aus gereinigtem Abwasser. Insgesamt ist aber sehr deutlich: Vor ca. 30 Jahren war die Körsch durch das Wasser der Kläranlagen sichtbar verschmutzt, und es gab fast keine Fische. Heute, dank der modernen Filteranlagen, ist sie wieder lebendig und reich an einer Vielfalt an Fischarten, Mikroorganismen, Krebstieren, Pflanzen, Insekten und Vögeln.


Ein Eisvogel am Ufer der Körsch

Die Begradigung wurde in den letzten Jahren in einer Renaturierungsaktion zu einem guten Teil rückgängig gemacht. Wenn Ihr nachher das Königssträßle entlang geht, könnt Ihr rechts ein Waldstück in die Wiese ragen sehen, das inzwischen eine Körsch-Insel umschließt. Vorher gab es in diesem Wäldchen kein Fließgewässer, sondern nur einen Tümpel, der aus einem abgeschnittenen Altarm der Körsch entstanden war. Gerne haben den die Frösche der Gegend zum Laichen aufgesucht. Da jetzt wieder Wasser durch diesen ehemaligen Altarm fließt, wurde als Ersatz dafür ein Teich auf der Insel angelegt. Vorteil für die Frösche: Sie sind dort weniger gestört.

Vorteil für die Menschen: Wenn sich das Wasser nicht mehr so kanalisiert bewegt, bildet sich nicht so leicht Hochwasser an den wenigen Stellen, wo es sich aufstauen kann. Das wäre z.B. an einer Brücke oder einer Engstelle oder an einem im Sturm umgefallenen Baum der Fall. Und nicht zuletzt ist der Vorteil für viele andere Wasserbewohner: Es finden sich im mäandrierenden Flusslauf viel mehr Verstecke, Ruhezonen und überhaupt vielfältigere Lebensräume als im begradigten Flüsschen.


Bachforelle (Bild: Dennis Nedry)

Wasserbewohner

 

Was versammelt sich nicht alles am und um das Wasser? Es ist naheliegend, dass wir da zuerst an die Fische denken. Vor allem die drei B können wir hier antreffen: Bachforellen, Barsche und Barben. Wenn Ihr Zeit habt, bleibt doch mal ein paar Minuten auf der Brücke stehen und versucht, Fische im Wasser zu entdecken. Wenn sie zwei Rückenflossen haben, sind es Barsche. Wenn sie gepunktet sind, handelt es sich um Forellen, und wenn sie Barteln auf der Oberlippe haben, werden es Barben sein. Aber wahrscheinlich sind sie alle zu flink dafür, dass Ihr sie auf die Schnelle identifizieren könnt!

Nicht nur wir Menschen freuen uns, wenn wir einen Fisch im Fluss finden. Reiher und Eisvögel schnappen sich gerne mal eine Mahlzeit aus dem Wasser. Eisvögel gibt es hier, aber man muss Glück haben, sie zu sichten. Am besten geht es in der Dämmerung und bei schlechtem Wetter, aber auch dann zeigt sich einer oft nur für eine halbe Sekunde und schon ist er wieder weg. Mit Reihern hat man mehr Erfolg. Man kann sie auf unseren Wiesen herumstolzieren, oder auch mal ruhig im Wasser auf Beute warten sehen. Früher hat man sie deswegen “Fischreiher” genannt. Das war aber nicht gut für Ihren Ruf, denn so waren sie gewissermaßen zu Konkurrenten des Menschen beim Fischfang erklärt. Tatsächlich fressen sie aber mindestens so viele Frösche und Mäuse wie Fische, weswegen sich inzwischen der Name Graureiher eingebürgert hat.


Graureiher

Auch Wasseramseln finden Ihre Nahrung in der Körsch. Sie interessieren sich aber eher für kleineres Getier. Die Wasseramsel sieht tatsächlich ein wenig so aus wie eine kleine Amsel, allerdings hat sie ein weißes Lätzchen und ist auch sonst mit mehr rotbraunen Tönen etwas farbenfroher. Vor allem aber unterscheidet sie von der Amsel, dass sie sehr gut tauchen kann, und das Wasser ist überhaupt Ihr Element.

Was findet das Vögelchen da in der Körsch? Sie sucht hauptsächlich nach im und am Wasser lebenden Insekten, wie zum Beispiel Schnakenlarven und ausgewachsenen Schnaken. Den größten Teil des Speisezettels nehmen Köcherfliegenlarven ein.


Eine Wasseramsel - vielleicht auf der Suche nach Köcherfliegenlarven

Wenn Ihr Euch die Steine im Fluss genau anschaut, könnt Ihr solche Köcherfliegenlarven aufspüren. Besser als die Larven selbst sind die sogenannten “Köcher” zu sehen, die sie sich zum Schutz wie eine Rüstung um den Körper gebaut haben. Dazu verkleben sie größere Sandkörner oder kleine Pflanzenteile in Form einer Röhre. Wenn die Larve wächst, verlängert sie ihre Röhre. Oft ist der Köcher auch am Untergrund festgeklebt. Das Vorhandensein vieler Köcherfliegen zeigt meist sauberes Wasser an, ein gutes Zeichen also für die verbesserte Wasserqualität der Körsch!


Köcherfliegenlarven mit und ohne Köcher