In Kemnat ist Pilzsaison im Herbst. Im Sommer auch. Und im Frühling. Und im Winter kann es sich ebenfalls lohnen, auf die Suche zu gehen. Manche der besten Speisepilze findet man bei uns um die Jahreswende (wie Samtfußrüblinge und Judasohren) oder im April und Mai (wie zum Beispiel Mairitterlinge). Andere Pilze gedeihen das ganze Jahr über. Sie sind auch so robust, dass sie gerne mal ein ganzes Jahr oder sogar mehrere überdauern. Zu diesen gehört der Schwefelporling. Man sollte ihn jedoch nur in ganz jungem Zustand überhaupt für den Verzehr in Betracht ziehen. Man nennt ihn auch “das Hühnchen des Waldes”, weil man ihn, geeignet vorbereitet, wie Hähnchenfleisch paniert in der Pfanne frittieren kann.
Zu jeder Jahreszeit gibt es also die Chance, in unseren Wäldern und Wiesen zu finden, was sich zu sammeln lohnt. Ihr könnt etwa im Rossert und auf den Wiesen oberhalb des Läuchle zu manchen Zeiten Riesenschirmlinge in großen Mengen finden, oft zu Hexenringen von zwanzig oder mehr Exemplaren versammelt. Und es wachsen hier mehrere leckere Champignon-Arten, aber leider auch der Karbolchampignon, der einem zuerst die Mahlzeit und anschließend den Magen verderben kann.
Es sei an dieser Stelle eine Warnung ausgesprochen: Wenn man Pilze nicht genau identifizieren kann, sollte man sie lieber stehen lassen. Versucht bitte nicht anhand der Bilder oder Beschreibungen auf unserer Webseite Pilze, Beeren oder andere Naturprodukte zu bestimmen! Nehmt dazu besser geeignete Literatur oder noch besser den Rat einer Expertin in Anspruch.
Frische Brombeeren sind direkt vom Strauch gepflückt sehr lecker, allerdings machen sie einem das nicht immer sehr leicht, denn sie sind durch viele stachelige Ranken geschützt. Holunderbeeren sind botanisch gesehen eigentlich keine Beeren, sondern Steinfrüchte, aber das soll uns nicht stören. Aus den Früchten des schwarzen Holunders, der gerne entlang der Bäche oder an Waldrändern wächst, lässt sich jedenfalls ein gesunder Saft (der z.B. gut gegen Erkältung hilft) oder ein wohlschmeckendes Gelee kochen. Kochen ist in jedem Fall zu empfehlen, denn roh sind die Beeren leicht giftig.
Etwas intensiver suchen muss man nach Walderdbeeren, und man sollte sich nicht von den häufigeren Scheinerdbeeren täuschen lassen, die ähnlich aussehen, aber sehr fade schmecken. Giftig sind sie nicht, aber kein Genuss.
Um den häufig vorkommenden Schlehen einen Genuss abzugewinnen, muss man bis nach dem ersten Frost warten. Vorher sind sie nämlich stark “adstringierend”, d.h. zusammenziehend. Nach dem ersten Frost enthalten sie weniger der adstringierenden Gerbstoffe und eignen sich z.B. dazu, Saft aus ihnen zu kochen.
Seltener trifft man die Kornelkirsche an. Diese ist süß und reich an Vitamin C. Ihr könnt sie direkt vom Busch essen oder auch etwa als Marmelade verarbeiten.
Wildwachsende Nüsse sind in unserer Gegend nicht sehr reichlich zu finden. Walnüsse wachsen kaum wild, und daher solltet Ihr, wenn Ihr einen Walnussbaum findet, davon ausgehen, dass jemand Besitzanspruch auf die Ernte erhebt. Anders ist es mit Haselnüssen, jedenfalls, wenn sie im Wald oder am Waldrand stehen. Häufig haben da jedoch nicht-menschliche Waldbewohner wie etwa der Haselnussbohrer – eine Rüsselkäferart – oder Eichhörnchen schon ihr Interesse angemeldet. D.h. die Nüsse sind entweder kaum reif schon weg, oder Ihr findet in der Schale eine Käferlarve statt der Nuss.
Nicht nur Früchte gibt es draußen für Euch zum Genießen. Auch Blätter, Blüten, Wurzeln und Stängel bieten sich an, sofern man sie sicher bestimmen kann. Eine Pflanze, die man quasi komplett nutzen kann, gibt es an ein paar Stellen um Kemnat nicht selten: Der Weinberglauch sieht dem Schnittlauch recht ähnlich und hat einen Geschmack, der an Knoblauch erinnert. Eine andere Lauchpflanze macht sich in unseren Wäldern im Frühjahr in rauen Mengen breit: Bärlauch gibt es hier so viel, dass man in Minuten den Grundstock für einen Jahresvorrat leckeren Bärlauchpestos einsammeln kann. Auch beim Bärlauch solltet Ihr die Blüten nicht verachten: Die Knospen lassen sich zum Beispiel wie Kapern einlegen. Vorsicht ist allerdings geboten: Die Blätter ähneln denen des Aronstabs und vor allem denen der Maiglöckchen, die beide giftig und hier auch nicht selten sind.
Die Vogelmiere ist eine unscheinbare Pflanze mit winzigen, sternförmigen weißen Blüten. Sie wächst oft in feuchten und schattigen Gebieten, oder macht sich gerne in Blumenbeeten breit. Trotz ihres bescheidenen Erscheinungsbilds hat die Vogelmiere in der Volksmedizin eine bemerkenswerte Rolle gespielt. Sie wurde traditionell als Heilmittel für Hautprobleme, Verdauungsbeschwerden und als harntreibende Substanz verwendet. Auch die Vogelmiere ist essbar und kann frisch in Salaten oder als Gemüsebeilage genossen werden.
Eine Pflanze, die man normalerweise lieber meidet, solltet Ihr vielleicht auch einmal mit anderen Augen betrachten! Eines der am vielseitigsten verwendbaren Wildkräuter ist nämlich die Brennnessel. Sie ist ein wertvolles Heilkraut, das reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Chlorophyll ist. Sie wurde traditionell zur Entgiftung, bei Gelenkbeschwerden und als Allergiehilfe eingesetzt. In der Küche kann sie gekocht oder in Smoothies verwendet werden. Und Ihre Fruchtstände geben einem Salat neben einer ungewöhnlichen geschmacklichen Note eine interessante Textur.
Ein weiteres Kraut, das dem Gärtner eine Last, aber dem Koch ein Segen sein kann, ist der Gundermann. Gundermann, auch bekannt als Gundelrebe, ist ein niedrig wachsendes Kraut mit herzförmigen Blättern und lila Blüten. Sein sanfter Minzgeschmack macht ihn zu einer beliebten Zutat in Tees, Salaten und Gerichten. Gundermann hat eine lange Geschichte in der Volksheilkunde und wurde für seine verdauungsfördernden und krampflösenden Eigenschaften geschätzt. Zusätzlich zu seinen kulinarischen und medizinischen Anwendungen symbolisiert Gundermann Freundschaft und Treue.
Blüten können das Essen oder den Tee nicht nur geschmacklich bereichern, sondern auch optisch. In beiderlei Hinsicht machen sich die Blüten der gewöhnlichen Nachtkerze und die der Veilchen besonders gut, wenn man sie frisch und kurz vor dem Essen auf die Speisen streut. Andere Blüten empfehlen sich in Pfannkuchenteig gebadet und frittiert: Holunderblüten sind hier zu nennen, aber auch die Blüten der Kornelkirsche. Aus den frisch geöffneten Blüten des Löwenzahn kann man einen aromatischen “Honig” kochen, und die Blüten der Linden ergeben einen sowohl schmackhaften als auch gesunden Tee.
Das ist lange noch nicht alles. Schreibt uns gerne, wenn Ihr eines Eurer Lieblingskräuter hier vermisst.
Eine ungewöhnliche Obstbaumart könnt Ihr am Ende der Achse am Rossertspielplatz sehen.
2010 hat die Evangelische Kirchengemeinde auf dem Gelände nach einem Gottesdienst eine Elsbeere (Sorbus torminalis) gepflanzt, gut geschützt gegen Verbiss von Tieren. Leider haben Vandalen später den Zaun und den jungen Baum abgebrochen. Zum Glück ist danach aber ein Seitentrieb kräftig zum Haupttrieb weiter gewachsen.
Im April 2024 hat die Elsbeere erstmals Blüten angesetzt, denn Elsbeerbäume wachsen sehr langsam. Das äußerst harte Holz ist sehr begehrt, z.B. für Musikinstrumente.
Die kleinen apfel- bis birnenförmigen Früchte dieser seltenen Wildobstart sind gerbstoffhaltig und Mittel gegen Ruhr und andere Darmkrankheiten, weswegen sie auch ”Ruhrbirne” genannt wird. Diese Heilwirkung hat schon Martin Luther’s Frau Katharina von Bora eingesetzt, allerdings natürlich nicht mit Früchten von unserem Kemnater Elsbeerbaum.
Die Beeren sind ziemlich adstringierend, ähnlich wie Schlehen, und eignen sich daher nicht dazu, dass man sie direkt vom Baum isst. Neben der Verwendung als Heilmittel werden sie daher vor allem in verarbeitetem Zustand genutzt, vor allem gekocht oder als Grundlage für Beerenschnaps. Wir wollen Euch allerdings gar nicht dazu auffordern, vom Kemnater Elsbeerbaum zu ernten, sondern lieber, Euch über den ungewöhnlichen Anblick zu erfreuen!